Ein Nachruf der besonderen Art…

Auch wenn ich in Zukunft bei meiner gewohnten Schreibweise bleiben möchte, will ich heute den Eintrag meiner Oma widmen, die leider vor 2 Tagen von mir gegangen ist. Ich hatte vorgestern schon begonnen zu schreiben, doch dann wurde mir alles zu viel…

Ich war gerade beim einkaufen, als das Handy klingelte und schon beim suchen in der Tasche hatte ich es im Gefühl, daß es jetzt wohl soweit war und bekam Herzklopfen. Meine Mom war dran und sie bestätigte mir, was ich schon vermutet hatte. Meine Oma war erlöst. In diesem Moment sahen meine Tochter (18) und mein Mann mich fragend an, wohl schon wissend, was ich ihnen jetzt mitteilen würde. Ich nickte kurz und meine Tochter fing noch im Supermarkt zu weinen an. Das macht nichts, Gefühle sind gut, man sollte sie zulassen wenn einem danach ist.

Ein Nachruf der besonderen Art an meine Omi:

6 Stunden ist es ungefähr her…6 Stunden voller Gedanken,6 Stunden zwischen „Du bist jetzt erlöst und hattest die Schnauze voll ohne Opi zu sein“ und „Warum verdammt nochmal hast Du Dich aufgegeben? Ich hatte doch versprochen ich kümmer mich um Dich!“
Du hast immer gelacht, wenn ich gesagt habe, daß es nach dem Tod weitergeht. Und dennoch hast Du mir vor ein paar Tagen versprochen, als es Dir schlechter ging, daß wenn Dir etwas passieren würde, Du Dich bei mir meldest.
Wir hatten unsere guten,aber auch schlechten Zeiten miteinander.
Aber ich erinnere mich gerne zurück an viele Dinge die Du mir gelernt hast,Zeiten in denen Du für mich da warst!
Du hast mir (und Dir) als ich klein war,das selbe Pipi Langstrumpf- Original-Kostüm zu Fasching schneidern lassen mit allem drum und dran und ich war so stolz drauf und hab mir immer „die Welt so gemacht wie sie mir gefällt!“  😉💗
Du hast mir Buttercroissants aufgebacken und ich hab im Sommer lieber drinnen bei Dir gesessen und sie beim Sommer-Ferien-Tv-Programm mit Butter und Salz gegessen.
Hast mir so oft Geschichten von früher erzählt und daß der Krieg Dir Deine Jugend genommen hat. Und daß Du Bananen haßt seitdem  😉
Erinner mich an die Zitate-Bücher, die Du mir geschenkt hast,als ich die eine oder andere „große Liebe“ verlor und die mich seitdem in schlechten Zeiten immer aufgebaut haben. (Hab sie immer noch,allerdings hat sie Francesca, als sie klein war, etwas „verschönert“ mit Bildchen und Kritzeleien… 😉)
Warst so oft für mich da,auch wenn meine Mama geschimpft hat daß Du mich „verziehn“ würdest und egal was ich „verbrochen“ hab,Du mir immer verzeihst  😉
Ich muß so lächeln wenn ich dran denk, daß ich Dir in letzter Zeit so oft meine Kochkünste zeigen wollte und Du dann immer wieder gesagt hast daß mein Essen so toll ist aber Du doch lieber Omelette mit Apfelmus haben willst…Hat Dir immerhin noch mein selbstgemachter Cheeseburger geschmeckt (Sagtest:“Machst du mir auch so ein „Brot“ was du Stefan gemacht hast?“  😊😘)
Wir haben so oft die letzten Jahre zusammen Plätzchen gebacken und ich werde Dein Backbuch in Ehren halten und Dir zu Weihnachten einen Teller aufheben  😉
Ich muß auch so lachen über Deine Sturheit,die Du uns allen vererbt hast auf die eine oder andere Art…!  😉
Das macht nichts,denn manchmal ist etwas „vererbte Sturheit“ gar nicht schlecht…

Beruhigend und schön zugleich finde ich den Gedanken, daß Deine letzten Worte „Hans- Jochen“ waren. Dein Bruder, den Du so sehr geliebt hast und der leider sehr jung im Krieg gefallen ist. Ich bin mir sicher, er war in Deinen letzten Stunden bei Dir…

Meine liebe Omi auch wenn wir uns manchmal nicht immer einer Meinung waren…Ich schätze was Du für mich 40 Jahre lang getan hast! Ich bin dankbar für die Zeit die ich mit Dir verbringen durfte und weiß (da ich daran glaube) daß Du Dich bei mir melden wirst!
Ich habe lange gebraucht (und gekämpft) zu akzeptieren, daß Du selbst nicht mehr willst!
Nun lass ich Dich schweren Herzens gehn und hoffe,daß Du die Dinge noch genauso „regeln“ wirst wie Du sie Dir -wenn Du es auch nie zugeben wolltest  (!! 😉)  -gewünscht hast….!!! Hab Dich lieb und schließe mit einem Deiner Zitate:
„Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren, die wir hinterlassen, wenn wir gehen.“
Machs gut Omi,Du hattest ein schönes Leben und wir werden Dich immer im Herzen behalten!!  💗💗

„Guterle“ , so sagstest Du immer, „Du kannst so schön schreiben, mach was draus!“ Und genau diesen Wunsch werde ich Dir auch weiterhin erfüllen…


20 Gedanken zu “Ein Nachruf der besonderen Art…

  1. Was ein schöner, aber auch trauriger Eintrag… „Guterle“ hat mein Opa immer gesagt…er ist leider auch schon 4 Jahre tot jetzt. Dein Eintrag hat mich wirklich gerührt – er drückt soviel Liebe aus! Danke, dass ich das lesen durfte! Liebe Grüße, Nathalie

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      1. In der Lyrik versinnbildlicht der Herbst nicht umsonst den Lebensabend. Er kündigt das Ende des Jahres und der blühenden Vegetation an. Das Vergängliche in jedem Ding.

        Nach der ablenkungsreichen Zeit des überquellenden Frühjahrs und des lebhaften Sommers führt uns diese erdige (bodenständige) Jahreszeit zusammen mit dem Winter wieder mehr zu uns selbst mit all unseren Gedanken und Emotionen.

        Ich wünsche dir die Kraft, um akzeptieren zu können!

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  2. Bald. Ganz bald. (06.10.2015)

    >>Buch des Lebens<<

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    Der Herbst wirft seine grauen Schatten;

    dein Blick schweift hinter Nebelschwaden

    vor mahlenden Gedankenströmen.
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    Bist ganz bei dir im Blätterwald.

    Seiten, gleich wie Falter- ahnungslos vom Licht gelockt-

    schwirrend, raschelnd sich entfalten.
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    Schließ ruhig deine Augenlider,

    verfolge still in dir die Bilder

    stumm erzählter Reflexionen.
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    Wanderer, nun stehst du hier-

    zu Füßen liegt Vergangenes-

    auf deinem Weg der Antwortsuche.
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    Begreife, es kann sich nichts wenden,

    verschwende nicht den kostbar' Atem!

    Der Anstieg ist noch weit und steil.
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    Spür den Odem ringsherum:

    Welch eingehauchtes, zartes Nichts.

    Zu Kräften wird es dir gereichen!
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    Wischst den Silberstrom hinweg,

    der aus dem Augenwinkel drang.

    Lässt seine düstre Quell' versiegen.
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    Sicher bald. Ganz bald.

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    (auch nachzulesen in meinem Blog)

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      1. Das freut mich sehr.

        Ich fürchte mich persönlich sehr vor dem Moment, in dem mich ebenfalls ein solcher Anruf ereilen wird.
        Bis dahin versuche ich, die verbleibende Zeit so gut wie möglich zu nutzen.
        Auf einen Abschied für immer kann man sich nicht vorbereiten.

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